Lautenspielertreffen Cottbus

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Lautenspielertreffen Cottbus

Beitrag von alexanderjoseph » Fr 23. Okt 2009, 20:28

Vor kurzem war ja das Lautenspielertreffen in Cottbus.
Wie war’s?
Vielleicht war ja jemand vor Ort und kann hier berichten. Ich jedenfalls platze fast vor Neugier.
Alexander
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alexanderjoseph
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Re: Lautenspielertreffen Cottbus

Beitrag von alexanderjoseph » So 8. Nov 2009, 01:16

Lothar Wilfling hat mir einen begeisterten Bericht über das Lautenspielertreffen in Cottbus zu kommen lassen welches ich euch nicht vorenthalten will.
Cottbus – Lautenstadt im Osten

Es kann doch sehr beruhigend wirken, wenn man sich vor Augen hält, in welchem Gegensatz heutige kleine Unannehmlichkeiten zu den Beschwerlichkeiten und existentiellen Nöten aus verflossenen Zeiten stehen: War es vor einigen hundert Jahren eine Quälerei über die Lande zu ziehen und in der Ferne nach neuem Liedgut und Inspiration zu suchen, erwische ich mich heute bei endlosen Seufzern über eine geschlossene Autobahnauffahrt oder eine fünf Minuten zu lang geschlossene Bahnschranke. Wenn man dann noch an ein und demselben Wochenende die Wahl hat, für ein Lautentreffen in Richtung Müllheim zu düsen oder sich doch besser fürs heimische Brandenburg zu entscheiden, ist der Luxus schon perfekt.

Und so war es dann auch: Zum 4. Mal in Folge fand am 17. und 18. Oktober 2009 das jährliche Lautenspielertreffen in der Cottbusser Oberkirche statt. Wie viel Organisationsarbeit Wolfgang Wiehe da leistet, lässt sich nur erahnen. Welche Großzügigkeit die Kantorei und der Musikverein "Musica Sacra" bei der Bereitstellung von Probe-, Sozialräumen und Hilfsmitteln bietet, muss man erleben.
Die Tradition des weiten Reisens haben 3 Teilnehmer besonders intensiv gepflegt. Der Lautenist Earl Christy aus Den Haag und Mathias Roesel mit seiner Tochter Rebekka aus Bremen hatten wohl den weitesten Weg. Aus Berlin waren angereist Udo Hofschneider, Alexander Löwe, Lothar Wilfling, Olaf Heinrich, Dorothea und Siegfried Andreae. Gesangliche Unterstützung kam aus Cottbus von Antje Vesper und Frank-Michael Marteaux. Die bereits am Freitag angereisten Freunde trafen sich dann abends bereits zu einem ersten „social meeting“ in Wolfgangs Stammlokalität.

Der Sonnabend diente dem Zueinanderfinden, sowohl musikalisch als auch räumlich. Immerhin verteilte sich die Teilnehmerzahl auf 5 weit verstreute Proberäume und die große Halle selbst. Ruhe im (Kirchen)schiff war erst, als beim gemeinsamen Mittagessen Zwischenbilanz gezogen wurde und zum Abend, als die Lust am Musizieren der Vorfreude auf das gemütliche Zusammensein in der "Esscobar" wich.

Am Sonntag nun zeigte sich, was all die Mühe wert ist. Während der Predigt war "Helfen" das Thema, und durch unsere musikalische Mitgestaltung des Gottesdienstes, gab es doch dafür ein gutes Beispiel. Als Earl zum Abschluss in die Saiten griff, denn ein wenig Werbung darf ja sein, konnte man schon ahnen, was nachmittags beim Werkstattkonzert erwartet werden konnte.

Die Bonhoeffer-Kapelle, unser Konzertraum, war gegen 15 Uhr mit über 100 Zuhörern gefüllt, eine Resonanz wie bei keinem Lautentreffen hier zuvor. Udo eröffnete dann auch gleich das Konzert mit dem Schreittanz "La Manfredina" und der flotteren "Rotta".
Den Anschluss bildeten Earl und Mathias auf ihren Barocklauten mit 2 Duetten, einer Ouvertüre aus den Warschau-Manuskripten, einer Sarabande und einer Courante von Ennemond Gaultier aus der neuen Edition von französischen Lautenduetten der französischen Lautengesellschaft (SFL).
Aus den Cancionero de Palacio wurde dann von uns allen eine eigene Version der "Senora de hermosura" kreiert, mit Intro, Staccato und massivstem Gesang. Bei aller späteren gegenseitigen Kritik, hat doch jeder seine eigene Erfahrung aus der Gemeinschaftsdarbietung mitgenommen. Und das Publikum hat wie immer nichts gemerkt.
Das danach folgende "Virgine bendita sin par" von Escobar (Namensgleichheit mit o.g. Lokalität rein zufällig) intonierten Lothar an der Laute, Dorothea am Barockcello und Olaf mit seiner Gambe. Mit Gambenmusik ging es gleich bei einem Recercada von Diego Ortiz weiter.
Udo und Wolfgang spielten dann auf ihren Reanaissancelauten zu einem Passamezzo und Branle auf. Absolute Stille war im Saal, als Wolfgang solo auf seiner Ukulele die "Pimontoyse" von Le Roy servierte. Wo da die Klangfülle herkam blieb mir physikalisch ein Rätsel. Wird demnächst das kleine Instrument einer Renaissancegitarre Platz machen dürfen?
Siegfried und Dorothea boten uns eine sehr gut arrangierte Monteverdi Arie "Pur ti miro" aus der Poppea auf der Theorbe und dem Cello.
Von Siegfrieds Vihuela und dem Cello begleitet, wusste Frank Liebesleid pur im Falsett auszudrücken. Auch hier musste Monteverdi mit "Si dolce e il tormento" herhalten.

Den ersten musikalischen Höhepunkt erreichte unser Konzert dann mit Antje im Sopran, begleitet von Alexander an der Laute und Olaf an der Gambe, bei der Interpretation von John Dowlands "Time stands still" (schön wär's) und T. Campions "Maids are simple" (ebenfalls) sowie dem "Author of light".
Nomen est omen! Ging doch tatsächlich an diesem Nachmittag noch die Sonne auf!
Da kann natürlich auch der letzte Beitrag Auslöser gewesen sein. Earl Christy stellte seine eigene Komposition einer Suite in C-Dur vor und spielte die Barocklaute von einer Leichtigkeit beseelt, wie man es tatsächlich nur von großen Meistern hören kann. Dass im Anschluss sich das Publikum zu wahrer Begeisterung steigerte und standing ovation applaudierte, was für ein Abschluss! Was für ein gelungenes Konzert!

Vergessen war die Kälte die uns doch hin und wieder zu schaffen machte und die viele Mühe die jeder im Vorfeld geleistet hat. Selbst Tage später gab es noch bei der multimedialen Nachlese allerlei zu tun. Fotos, Videos und Mitschnitte des gesamten Repertoires wurden bearbeitet und verschickt.
Bleibt nur zu hoffen, dass alles beim Alten bleibt und im nächsten Jahr das 5-jährige Jubiläum gefeiert werden kann. Ich werd mal schon was vorbereiten....

Euer Lothar Wilfling
Herzlichen Dank Lothar. Ich bin schon auf das nächstjährige Jubiläumstreffen sehr gespannt.
Alexander
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