Tipps zur Instrumentenpflege für Anfänger?

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Benita Stärke
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Tipps zur Instrumentenpflege für Anfänger?

Beitrag von Benita Stärke » Mo 13. Jun 2016, 10:14

Hallo

Ich habe mir gestern auf einem Flohmarkt eine Laute gekauft (Keine klassische, aber ich weiß nicht wie genau man das Instrument klassifiziert. Es stammt angeblich etwa von 1940). Ursprünglich habe ich mich dafür nur wegen dem dekorativen Wert interessiert, dann habe ich aber gesehen, dass es sich um ein Handgefertigtes Instrument handelt, es ist ein Label von Josef Herclik darin zu finden (habe ich als Laie dann natürlich gegoogelt).
Das Instrument ist leider in einem schlechten Zustand, allerdings habe ich jetzt Angst, dass ich es beim Reinigen beschädigen könnte. Deshalb wollte ich mal fragen, worauf ich dabei besonders achten muss und ob es sich lohnt ein spezielles Reinigungsmittel falls es so etwas gibt zu besorgen.
Es sind einige bereits Reparierte Risse im Klangkörper und viele Dellen und Kratzer, die würden mich rein optisch nicht stören, aber beim Säubern bin ich mir da unsicher. Auch hat es Stellen, etwa am Übergang zum Hals, wo man den Leim ein wenig sieht (vielleich von einer Reparatur?).
Zunächst möchte ich wie gesagt das Instrument erst einmal Reinigen. (Es scheint für eine Längere Zeit ohne Koffer oder Tasche gelagert und transportiert worden zu sein, dementsprechend ist viel Schmutz, Staub, Spinnweben etc daran)

Falls jemand da Tipps für mich hat, wäre ich sehr dankbar :)

EkkehardUlrich
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Re: Tipps zur Instrumentenpflege für Anfänger?

Beitrag von EkkehardUlrich » Mo 13. Jun 2016, 15:01

Hallo Benita!
Mach doch bitte einige Bilder von dem Instrument und von den Schäden, daß man Deine Anfrage besser einordnen kann.
3 Bilder sind pro Beitrag möglich.
Vielleicht können wir Dir dann bessere Ratschläge wegen der Reinigung geben.

Gruß
EkkehardUlrich

Benita Stärke
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Re: Tipps zur Instrumentenpflege für Anfänger?

Beitrag von Benita Stärke » Sa 18. Jun 2016, 14:05

Gerne :)

Bild
Der Klangkörper hat viele Kratzer und Dellen (kann man auf den Fotos leider nicht alle sehen), ausserdem war der Steg abgebrochen und wurde im Prinzip nur noch durch die Saiten gehalten. Man sieht auch, dass er schon einmal erneut angeleimt wurde. Ich hatte jetzt auch mal die Zeit, es mir genauer anzusehen und allgemein denke ich, dass das Instrument schon mal "Restauriert" wurde, der Lack ist unregelmäßig mal glänzend, mal matt und mit Farbunterschieden und Leimspuren. Ausserdem fühlt sich die Oberfläche sehr stumpf und auch an manchen Stellen leicht klebrig an.

Bild
Der Hals scheint nicht ganz zu passen, vielleicht auch nachgearbeitet. Da kann ich natürlich nichts dran machen.

Bild
Zur Ergänzung, die deutlichen Risse im Klangkörper. Die sind definitiv schonmal repariert worden, scheinbar technisch auch in Ordnung, denn der Klang war allen Macken zum Trotz noch vorhanden. Die Saiten habe ich abgenommen, da die sowieso verbogen und Stumpf waren.

Am liebsten würde ich sie natürlich einfach zum Restaurateur bringen...aber bis ich mir das leisten kann, werde ich mich damit zufrieden geben müssen, dass ich sie sauber bekomme und dann neue Saiten draufziehe.

EkkehardUlrich
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Re: Tipps zur Instrumentenpflege für Anfänger?

Beitrag von EkkehardUlrich » So 19. Jun 2016, 17:12

Liebe Benita!

Das Instrument, das Du auf dem Flohmarkt erworben hast, ist den Bildern nach eine Zister (Cister). Leider ist kein Bild vom ganzen Instrument dabei, deshalb ist nicht zu erkennen, wieviel Chöre (Saitenpaare) sie hat. Auch die Mensur (Abstand vom oberen Sattel bis zum Steg) hast Du nicht angegeben, deshalb kann ich nichts über die Stimmung der Saiten sagen.

Ob das Instrument wirklich von Josef Herclik ist, kann ich nicht glauben, er hat außer Violinen nur Viola d' amore, Hakenharfen und Lauten gebaut. Die Form und die Spielplatte deuten eher auf ein Schönbacher oder Markneukirchner Instrument hin, welches er vielleicht dort während seiner Schulzeit gebaut hat. Vielleicht ist der Zettel gefälscht.

Der Steg auf diesem Instrument ist nicht abgebrochen. Er liegt bei dieser Art von Instrumenten immer lose auf der Decke und wird von den Saiten auf die Decke gedrückt. Durch Verschieben und Schrägstellung des Steges kann die Bundreinheit des Instrumentes eingestellt werden. Die "Leimstelle" ist nur zerkratzter Lack. Die Saiten werden am unteren Korpusrand befestigt und sind Metallsaiten (Stahl, Messing und umsponnene). Gespielt werden die Saiten mit dem Plektrum, deshalb ist unter dem Schalloch die schwarze Platte mit den eingelegten Blumen angebracht, um Kratzer auf der Decke zu vermeiden.

Kratzer und Dellen auf so einem alten Instrument sind natürliche Alterserscheinungen und sollten, wenn überhaupt, nur vorsichtig restauriert werden. Dellen kann man mit Wasser aufquellen, wenn sie arg stören. Kratzer im Lack könnten mit Retuschierlack behandelt werden.

Wenn die Risse im Klangkörper geschlossen sind, können sie so bleiben, sind sie jedoch offen, müssen sie geleimt werden. Daß man sie sieht, ist kein Mangel sonder zeigt die wilde Geschichte dieses Instrumentes.

Instrumente eines Geigenbauers (wie es Josef Herclik war), haben meist eine Lackierung mit Spirituslack. Diesen kann man mit Wasser und etwas Spülmittel auf einem Tuch reinigen. Klebrige Stellen deuten auf einen mißlungenen Reinigungsversuch mit Lösungsmitteln oder scharfer Lauge hin. Sollten sie nach der Reinigung immer noch kleben, kann man diese Stellen mit Spiritus reinigen und danach mit Schellack nachlackieren.

Der Hals scheint noch fest zu sitzen, er wurde aber wohl einmal repariert und dabei wurde das Griffbrett nicht mehr voll auf die Decke gesetzt. Der Spalt auf dem Bild zwischen Decke und Griffbrett mit Leimkrümeln läßt dies vermuten. Die Bünde an dieser Stelle erscheinen gelöst zu sein und sollten von einem Instrumentenmacher gerichtet werden.

Wenn Du noch ein Bild des ganzen Instrumentes zeigen könntest und die Mensur angibst, kann ich Dir auch Hinweise zu den Saiten geben.

Leider weiß ich nicht, in welcher Gegend Du zuhause bist. Vielleicht ist ein Instrumentenmacher in Deiner Nähe, der das Instrument besser begutachten kann als ich, der ich nur Deine drei Bilder habe. Bring das Instrument nicht zu einem "Restaurator", die wissen nur über Möbel bescheid.

Nun viel Vergnügen beim Saubermachen

EkkehardUlich

Benita Stärke
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Re: Tipps zur Instrumentenpflege für Anfänger?

Beitrag von Benita Stärke » Di 28. Jun 2016, 17:58

Danke für die vielen Tipps, war sehr Hilfreich. Die Kratzer stören mich wie gesagt eigentlich nicht und die Risse sind, soweit ich das beurteilen kann geschlossen. Saitenpaare hat sie 4, ich kann gerne später noch ein paar Bilder hochladen.
Name und Herstellungsort stehen auf einer gravierten Holzplatte, die im Klangkörper eingearbeitet ist. Ich wede versuchen auch davon ein vernünftiges Foto zu machen ^^

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